032020: Cat Person →

Christoph Rauscher:

When I walk around my neighborhood now, everything seems to be back to normal. The bridges and parks are full of people, the smell of weed and take-away pizza is everywhere. I get invitations to gatherings; people are dating again; and when I hear loud house music from a party in the park, I want to believe that we can all relax and live summer as we were used to. But I don’t think I’m ready yet, to be honest. It doesn’t feel right.

Ja. Geht mir auch so. Und obwohl es moralisch falsch ist, erwische ich mich, wie ich mich an den Anfang der Pandemie zurückwünsche. Nicht weil viele Leute Angst hatten und starben, sondern weil ich die allgemeine Ruhe genossen habe. Oft fühle ich mich von der Welt gehetzt, weil sie mir das Gefühl gibt, dass ich mehr und öfter etwas unternehmen sollte. Dieses Gefühl kommt jetzt wieder. Was insgesamt, so für die Gesellschaft, vermutlich eine gute Sache ist. Für die Marcellschaft eher nicht.

The Creativity Code – Marcus du Sautoy

Eine Mogelpackung in Buchform. Als Sachbuch darüber, inwiefern AI kreativ sein kann verkauft, ist es am Ende mehr ein Buch über Mathematik als alles andere.

Mir ist schon klar, dass es sich bei AI und Algorithmen primär um Mathematik handelt, aber ich hätte nicht erwartet, dass sich ganze Kapitel um die Geschichte von Mathematik, die Entdeckung von Primzahlen und die mögliche Schönheit von Gleichungen und mathematischen Herleitungen drehen.

Nach einem ganz interessanten Anfang habe ich zum Ende hin dutzende Seiten nur grob überflogen.

★★☆☆☆

Ein dreidimensionaler Schriftzug

Heute wollte ich herausfinden, wie man in Blender mit Typografie umgeht. Klingt wieder relativ leicht, allerdings musste ich dafür tatsächlich ein Tutorial gucken und ein Add-On installieren. Was jetzt kein Hexenwerk war, aber halt auch nicht die Definition von selbsterklärend.

Mein Ziel war es einen Schriftzug zu bauen, der grob dem von Thinko ähnlich ist. Hat geklappt, würde ich sagen. War letztendlich auch relativ schnell gemacht. Nach und nach erarbeite ich mir allmählich das nötige Wissen um bald mit den ersten tatsächlichen Interface-Experimenten zu starten.

thiccboi.blend

Sieht nach nichts aus, aber wortwörtlich alles an diesem Ergebnis war ein Kampf. Ich habe viel gelernt und das nächste Mal werde ich deswegen vermutlich nicht fast zwei Tage und 30 Versuche für jeden einzelnen Aspekt brauchen. Bin mit diesem Ergebnis recht zufrieden. Es ist zumindest nicht peinlich. Sogar die Topologie, wie wir professionellen 3D-Artist gerne sagen, ist nicht völlig mies. Der Bart könnte besser sein, allerdings konnte ich meine kreative Vision nicht durch meine Fähigkeiten abdecken, also nutze ich jetzt einen Particle Emitter, der random die Haare anordnet, was zu dieser mittelmäßigen Optik führt.

Mein Interesse an diesem Model hat sich jetzt allerdings auch verflüchtigt und ich bin bereit für neue Abenteuer im dreidimensionalen Raum.

Blogs in deutscher Sprache und Wege zum Glück

Manchmal erhalte ich Leserzuschriften von Leuten, die den gleichen Vornamen haben, wie ich. Pfadfinderehrenwort, dass ich mir nicht selbst E-Mails schreibe. Ehrlich. Und selbst wenn, dann hätte ich mir hier selbst eine interessante Frage gestellt, was sie nicht schlechter machen würde:

Hallo Marcel,

ich habe eine kurze Frage an diesem grauen Vormittag: Hast du jemals irgendwo erklärt, warum du nicht mehr auf Englisch und doch wieder auf Deutsch bloggst, obwohl deine Betriebssysteme auf Englisch sind, du englischsprachige Bücher liest und mit AR doch auch ein ziemlich internationales Thema gefunden hast? Das würde mich wirklich interessieren, weil ich mich einfach nicht entscheiden kann, was sowohl kurz- als auch langfristig die bessere Entscheidung ist.

Danke für eine Antwort,
Marcel

Danke für die Frage, Marcel. Dieser Blog fing auf Deutsch an, war dann ein paar Jahre primär in englischer Sprache verfügbar und ist jetzt offensichtlich wieder deutsch.

Als ich damals anfing auf Deutsch zu schreiben blieb mir keine Wahl, ich konnte kein Englisch. Als dann absehbar war, dass mein eigener Anspruch an mich die örtliche und sprachliche Provinz übersteigt, wechselte ich auf holpriges Englisch um besser darin zu werden und die Wahrscheinlichkeit zu steigern, dass internationales Publikum mich als Designer und intelligenten Menschen entdeckt.

Über die Jahre merkte ich, dass ich weder eine berühmte Person im Internet sein möchte, noch ein angesehener Designer in einer der sechs angesagten Tech-Firmen aus Silicon Valley. Angebote gab es, aber meine anfänglichen Versuche in Selbstreflexion ergaben, dass mich das nicht glücklich machen würde. Maximale Leserzahlen, Follower und Reichweite interessieren mich ebenfalls nicht. Nichts davon wird in mehr Glück resultieren.

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Angie McMahon – Pasta →

Als ich vor etwas über einem Jahr diesen Song (und das Video!) entdeckte, passte er gut zu meiner Lebenssituation. Ich habe ihn voll gefühlt, wie wir jungen Leute zu sagen pflegen. Als die magische YouTube-AI ihn mir gerade erneut empfahl, wunderte ich mich, wie er nicht zur Pandemie-Hymne 2020 geworden sein konnte.

Die Entdeckung der Langsamkeit – Sten Nadolny

Wenn man historische Romane als invertiertes Science Fiction betrachtet, kommt man schnell zum Ergebnis, dass sie sich eine Scheibe von der SciFi-Nutzerfreundlichkeit abschneiden sollten.

Bin ich Seefahrer, der Freude daran empfindet wenn ihm hunderte nautische Begriffe um die Ohren geworfen werden? Nein. Bin ich Wissenschaftler aus dem Jahr 2382, der versteht wie ein Space Elevator funktionieren würde? Auch nicht. Aber wenn unbekannte Konzepte in SciFi-Büchern erwähnt werden, dann auf eine Art, die erklärend und faszinierend ist. Historische Romane setzen häufig voraus, dass man sich in der Zeit und Themen zurechtfindet. Was die ersten 100 Seiten von Die Entdeckung der Langsamkeit für mich zu einer Qual machten.

Mal davon abgesehen, dass diese Ausgabe überraschend viele Grammatik- und Tippfehler aufweist, kam ich anfangs so gar nicht in die Geschichte. Seefahrt! Voll spannend. Eine halbe Seite Beobachtungen irgendwelcher Segel, Taue und Bereiche eines Schiffes, die alle ausschließlich mit ihren nautischen Namen erwähnt werden: Nicht so spannend!

Eigentlich ärgerlich. Das Konzept historischer Roman gefällt mir gut. Die gesamte Geschichte dieses Buches basiert auf echten Ereignissen und ich mag, dass man so grobes Halbwissen über Dinge in der echten Welt erfährt, während man gut unterhalten einer Geschichte folgt. Die eigentliche Geschichte des Protagonisten ist auch absolut faszinierend. Die Form hat mir allerdings bis zum Ende nicht gefallen. Erklärt auch, warum ich ganze 9 Tage für dieses 350 Seiten Buch gebraucht habe.

★★★☆☆

Mein erster dreidimensionaler Handjob

Als ich vor einigen Wochen diesen Toot schrieb, entstand er im Kontext meines Auftauchens aus einigen Tagen intensiver Deliberate Practice. Manchmal kommt alles zusammen. Man ist seit Monaten von den 3D Illustrationen begeistert, die Pitch benutzt. Dann findet man sich mit der Tatsache ab, dass AR die Zukunft sein wird. Und plötzlich verbringt man mehrere Tage am Stück in Blender und versucht eine völlig neue Software und Form der Gestaltung zu lernen.

Mein erstes großes Ziel war, in der Lage zu sein eine Hand zu bauen, die grob so aussieht, wie die von Pitch. Für die sind offenbar in erster Linie Anna Kajda und Arek Kajda verantwortlich. Ehre, wem Ehre gebührt.

Das klingt relativ überschaubar, aber wenn man dann das erste Mal vor 3D-Software sitzt und absolut keine Ahnung hat, ist das schon eine Herausforderung, die sich gewaschen hat. Als ich gestern fast den gesamten Nachmittag damit verbrachte, etwaige Versionen von Händen zu bauen, war ich sehr stolz, als am Ende eine Hand zu sehen war, die zumindest eine Ähnlichkeit zu meinem Ziel aufwies. Und, so als Laie, würde ich sagen, dass sie sogar handwerklich gar nicht superschlecht gemacht wurde.

Großen Spaß macht mir das alles. Die reine Tatsache, dass mich außer Konzentration und Fleiß absolut nichts davon abhält dieses völlig neue Skillset zu erlernen, beflügelt mich richtig. Nils hat auch gerade (wieder) angefangen Blender zu lernen und das Tutorial von dem er spricht, war auch mein erstes. Große Empfehlung, wenn man noch gar keine Erfahrung hat und mit 3D Gestaltung anfangen möchte.

Wie aufwändig es wirklich sein würde, täglich eine AR Brille zu tragen

Wenn man mit frischen Augen auf den Status Quo schaut, dann ist der von uns akzeptierte und als Optimum empfundene investierte Aufwand informiert zu sein schon überraschend groß.Für Leute, die Hosentaschen haben, ist eine eine von ihnen immer durch den kleinen Computer belegt. Für Leute, die Handtaschen benutzen, ist das Platzproblem ein geringeres, aber der Aufwand das Gerät rauszuholen umso größer.

Wenn man mit Leuten über AR-Glasses spricht, ist eine häufige Reaktion, dass es übermäßig störend und aufwändig wäre, ein Gerät dieser Art andauernd zu tragen. Meine Hypothese ist allerdings, dass es für die meisten Leute tatsächlich weniger Aufwand bedeuten würde, als sie aktuell bereitwillig bereits akzeptieren.

Nehmen wir an, dass fortgeschrittene AR-Glasses 50 % der täglichen Smartphone-Interaktionen abbilden könnten. Über neue Benachrichtigungen informiert werden. Feeds scrollen. Navigation. Solche Dinge. Meine schnelle Recherche1 ergab, dass 64 % der Amerikaner eine Brille tragen. 64 % aller Amerikaner würden, sobald sie eine AR Brille mit Stärke hätten, die Hälfte ihrer Smartphone-Interaktion loswerden. Kein Entsperren, kein wieder Sperren und kein wieder einstecken. Mehr oder weniger ohne direkten Nachteil.

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  1. Google: „percentage of people wearing glasses“. Habe nie behauptet, dass ich Wissenschaftler bin und mich an Qualitätsstandards halte.↩︎

Wie man keine App baut, die 80 Millionen Deutsche nutzen sollen

Einige Wochen nach der Ankündigung, dass SAP und Telekom sich um die Corona-App kümmern werden, gibt es seit grob drei Tagen – soweit ich weiß – als einzige offizielle Anlaufstelle nur das GitHub Projekt.

Enttäuschend und auf jeden Fall nicht der richtige Ansatz, damit die Bevölkerung informiert und bereit ist die App zu benutzen. Mittlerweile sollte es eine offizielle Webseite geben, die fortlaufend mit allen relevanten Informationen gefüllt wird. Das überrascht mich natürlich alles nicht, aber vermutlich werden in 2-3 Monaten viele ganz schrecklich überrascht sein, dass die Bevölkerung schlecht informiert und nicht bereit ist, die App zu benutzen.

Das Web per RSS konsumieren →

Ich habe jetzt also Blogs/Webseiten, YouTube Channels, sowie Instagram und Twitter accounts in Feedbin, meinem RSS Reader. Dieser bietet außerdem noch die Möglichkeit Newsletter als Feed anzuzeigen, was ich ebenfalls sehr gerne nutze.

Insgesamt bin ich aktuell sehr zufrieden mit diesem Setup, weil es mir erlaubt weiterhin selektiv Inhalte von Social Media Plattformen zu konsumieren ohne auf den Plattformen in irgendwelche Timelines gesogen zu werden.

Was viele falsch verstehen, wenn ich mit ihnen über digitalen Minimalismus spreche ist, dass ich nicht gegen alle Inhalte bin, die auf den Social Media Services zu finden sind. Stattdessen bin ich gegen die Mechanismen, die dafür sorgen, dass man unnötig viel Zeit auf diesen Plattformen verbringt. RSS ist da eine sehr gute Alternative. Martin präsentiert einen Service, den man sich selbst hosten kann, der einem erlaubt Twitter- und Instagramaccounts in seinem RSS Reader zu abonnieren.

Ohrpuschel

So eine globale Krise fordert ja von jedem Opfer. Das von mir erbrachte Opfer ist, dass ich noch über eine Woche warten muss, bis ich endlich mit Gesichtsmaske und der Bereitschaft den doppelten Preis zu zahlen, wieder beim Friseur sitzen und mir meine nervigen kleinen Haarbüschel an den Ohren entfernen lassen kann. Sie kitzeln.