Originals – Adam M. Grant

Irgendwas an der Infrastruktur meines Buch-Nachschubs holperte und ich stand plötzlich ohne Lesestoff da. In einem Anflug von Verzweiflung, griff ich zu meinem alten Kindle Voyage und fand dieses ungelesene Buch darauf. Warum nicht mal lesen, dachte ich mir.

Hätte ich mir sparen können. Lose aneinandergereihte Anekdoten von erfolgreichen Leuten, die in irgendeiner Form etwas gemacht haben, das „original“ war. Jedes Kapitel fängt mit einer totaaal inspirierenden Geschichte zu einer neuen Person an, die im Rest des Kapitels grob in das übergreifende Themenkonstrukt gepresst wird.

Habe mir ein paar Sachen notiert, die ich interessant fand, aber insgesamt war das nichts.

★★☆☆☆

Recommendation Anxiety

Es fehlt ein Wort für das Gefühl, wenn man ein von YouTube empfohlenes Video zwar sehen, aber nicht für die nächsten Wochen ausschließlich vergleichbare Videos vorgeschlagen bekommen möchte.

Furiously Typing

Alle Jubeljahre empfinde ich eine Emotion. Zur Feier des Tages erstelle ich daraufhin ein animiertes Emoji für Discord und füge es dann meinem Discord-Server hinzu, der nur dafür gedacht ist. Damit können andere, wenn sie auch mal eine Emotion empfinden, diese animierten Emojis in anderen Discord Servern einsetzen. Ein gratis Service aus dem UCU. (UARRR Cinematic Universe, it’s a thing.)

Alle vorherigen baute ich in Procreate auf meinem iPad. Funktioniert überraschend gut. Dieses habe ich in Blender gezeichnet und animiert. Funktioniert auch überraschend gut. Was kann diese Software eigentlich nicht?

In diesem Beitrag habe ich beschrieben, wie man dieses, und viele weitere, Emojis selbst in Discord-Servern der eigenen Wahl benutzen kann.

The Stone Sky – N.K. Nemisin

Über The Obelisk Gate den zweiten Teil der Trilogie schrieb ich:

Ansonsten: Eine gute Fortführung der Geschichte. The Obelisk Gate hatte zwar einige Längen und völlig vorhersehbare Twists, aber hat mir Lust auf Teil 3 gemacht. Ich hoffe sehr, dass die Geschichte zu einem unterhaltsamen Ende gebracht werden kann.

Meine Hoffnung wurde nicht enttäuscht und ich kann diese Buchreihe, die sowieso schon alle relevanten Preise abgeräumt hat, empfehlen.

Das merkwürdige Gefühl von „Ist das SciFi oder Fantasy“ wird in diesem Teil auf die Spitze getrieben und man bekommt genügend Antworten auf alle drängenden Fragen. Es gibt einige Szenen und Themen, die ich gekürzt hätte, aber nachdem ich las, dass die Autorin mit dieser Reihe den Verlust ihrer Mutter verarbeitet hat, ergaben diese auch Sinn.

★★★★★

Weltmacht auf sechs Beinen – Susanne Foitzik

Gut geschriebene Bücher über Themen, von denen ich gar keine Ahnung und an denen ich kein intrinsisches Interesse habe, sind mir die liebsten. Wenn jemand mit viel Wissen voller Begeisterung von etwas berichtet, das für mich eine ganz neue Welt eröffnet, bin ich direkt ganz Ohr und plötzlich sehr interessiert.

Ameisen! Faszinierend! Wer hätte das Gedacht. Klar, jeder kennt Koriander-Fakten wie „Ameisen können ein vielfaches ihres Gewichts tragen“, die erst total nischig und faszinierend klingen, aber letztendlich doch etwas sind, das jeder weiß.

Dieses Buch ist gefüllt mit anderen, übermäßig interessanten, Informationen über Ameisen und ist dabei auch noch kurzweilig geschrieben. Es gefiel mir sehr gut. Kein Das Evangelium der Aale, aber trotzdem toll.

★★★★★

Einfach Spritze

Weder habe ich Verwendung für dieses Bild, noch bin ich damit sonderlich zufrieden, aber es ist ein weiteres Blender-Ergebnis. Sieht zwar aus wie ein 50 Pfennig Stock-Image, aber die muss ja auch jemand machen.

Spritze mit Impfung

Dass diese Spritze und Impf-Ampulle jetzt für immer für mich zur Verfügung stehen und modular einsetzbar sind, begeistert mich irgendwie. In 2D erstellte Dinge sind zwar theoretisch ebenfalls flexibel für verschiedene Einsatzzwecke zu benutzen, aber die reine Menge an Möglichkeiten ist nicht vergleichbar. Würde ich jetzt unendlich Spritzen von der Decke regnen lassen wollen, könnte ich das problemlos tun. 3D! Ich sag’s euch!

A World Without Email – Cal Newport

Als Cal Newport Ultra habe ich sein neues Buch natürlich vorbestellt, als es angekündigt wurde. Dann entschied ich irgendwann, dass ich es nicht kaufen oder lesen möchte, weil ich eigentlich gar kein Problem mit E-Mail habe: Bekomme keine und wenn doch, beantworte ich sie meistens nicht, weil ich es wochenlang vergesse. Allerdings hatte ich zu dem Zeitpunkt bereits vergessen, dass ich es vorbestellte und es erschien irgendwann in Form eines Pakets an meiner Wohnungstür1.

Es ist ein gutes Buch. Der Titel ist allerdings wieder mehr Marketing, als den eigentlichen Inhalt beschreibend. Newport beschreibt den „Hyperactive Hive Mind Workflow“, in dem jeder möglichst schnell alles kommuniziert und dementsprechend in Büros eine Dynamik eintritt, in der jeder gestresst, unkonzentriert und dauerkommunizierend ist. Das betrifft nicht nur E-Mail, sondern auch Slack und jede andere Form von „fire and forget“ Kommunikation. Geringer Aufwand in der Kommunikationsart führt zu geringer Hemmschwelle jemanden anzusprechen, führt zu mehr Unterbrechungen und schlechterer Arbeit, die länger dauert.

Es liegt auf der Hand, dass darunter viele Leute leiden. Ich allerdings meistens nicht, weswegen mein ursprünglicher Plan es nicht lesen zu wollen, der richtige gewesen wäre. Für alle, die in irgendeiner Form denken, dass sie unter dem Hyperactive Hive Mind Workflow leiden könnten, empfehle ich es allerdings stark. Newport macht, was er immer macht: Ein Argument so gut argumentiert und mit nötigen Hintergrundinformationen ausgestattet formulieren, dass man letztendlich eigentlich nur noch zustimmen kann.

Ein gutes Buch. Kein Buch für mich.

★★★☆☆

  1. Ich habe letztes Jahr knapp 1000 € im lokalen Buchladen meiner Wahl gelassen. Manchmal darf ich Bücher bestellen.↩︎

How to Avoid a Climate Disaster – Bill Gates

Meinen unterschwelligen, misanthropischen Tendenzen wurde nicht geholfen, als ich vor einigen Wochen sah, dass die Pandemie eigentlich kein Problem wäre, würden einfach alle Masken tragen und lüften. ZEIT Online hat irgendwo eine Seite, auf der man interaktiv und multimedial alle Vorzüge des Cyberspace nutzen konnte um zu sehen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung in verschiedenen Szenarien ist. Das Ergebnis: Eigentlich reichen geöffnete Fenster und Masken, damit nichts passiert.

Das hat mich schockiert. Es ist schwer mich zu schockieren, wenn es um die Abgründe der Menschheit geht, aber seit ich das sah, denke ich jeden Tag mehrfach daran. Wir müssten nur lüften und Masken tragen. Schaffen Leute offenbar nicht. Jeder hat seine kleinen Ausreden für Ausnahmen und das Ergebnis ist eine weiterhin anhaltende Pandemie.

Weil ich schon seit einigen Jahren daran zweifle, dass die Menschheit das Klimawandel-Problem in den Griff bekommt, dachte ich mir, dass ein bisschen realistischer Optimismus helfen könnte. Das Buch von Gates sollte mir dabei helfen.

Es ist super. Voll mein Ding. Genau wie Hans Roslings Factfulness, betrachtet How to Avoid A Climate Disaster alles aus einer realistischen Sichtweise. Gates, natürlich Kapitalist, betreibt dabei keine Augenwischerei und macht klar, dass es insgesamt drei Pfeiler gibt, auf denen wir aufbauen müssen: 1. Niemand darf zurückgelassen werden. 2. Wir müssen „Zero Carbon“ bis 2050 erreichen und 3. Wir dürfen nicht erwarten, dass alle Systeme der Welt veränderbar sind, also bewegen wir uns in kapitalistischen Strukturen.

Das ergibt auch alles Sinn und er malt für jeden wichtigen Bereich Lösungen und Hoffnungen auf, erklärt für mich aber insgesamt nur sehr detailliert, wie unendlich schwierig das alles sein wird.

Sehr, sehr lesenswert. Hat meinen Optimismus allerdings weiter reduziert.

★★★★★

The Consuming Fire – John Scalzi

Der erste Teil der The Interdependency Saga gefiel mir bereits gut und machte Lust auf mehr. Der zweite Teil gefiel mir wieder gut und machte Lust auf mehr.

Beide bekommen einen leichten Abzug, weil sie ein bisschen unfertig wirken. Als wäre die Trilogie eigentlich ein dickes Buch, das relativ willkürlich in drei Teile geteilt wurde. Nicht schlimm, besonders weil alle drei Teile verfügbar sind, aber merklich anders, als in anderen Trilogien.

★★★★☆

Thema Durch

Rudimentäre Blender-Fähigkeiten ermöglichen auch, dass man mittelmäßige Running Gags endlich in halbgare Gifs kippen kann.

Sieht recht simpel aus, aber tatsächlich brauchte ich ein Tutorial, das mir erklärte, dass es zu unschönen Ergebnissen führt, wenn man den Soft Body Physics Modifier direkt auf das Text-Mesh anwendet. Wie ich vorher schmerzlich selbst feststellte. Stattdessen setzt man eine unsichtbare Box um die zu deformierenden Objekte und lässt den Text sich grob an dieser Box orientieren. Fun times.

Like a Gull Takes to the Wind

Da bitte, eine skeptische Möwe.

Dass mir alles in Blender unendlich schwer fällt und ich 200 Anläufe für jede Kleinigkeit brauche ist einerseits irgendwie peinlich, andererseits auch genau das, was mich so sehr reizt. Alles ist eine Herausforderung. Die kleinsten Ansprüche erzeugen völlig ungeahnte Schwierigkeiten. Mit dem richtigen Mindset kann man sich also hinsetzen, eigentlich nur kurz etwas probieren wollen und drei Stunden später hat man vierzig Tabs offen und zwanzig neue Sachen gelernt.

Deliberate Practice, ein Konzept, das ich im Zuge von Digital Minimalism kennengelernt habe, ist wirklich eine Art Cheat-Code für das Leben. Wenn man seine Fragen richtig formuliert, ordnet und bereit ist strukturell daran zu arbeiten sie zu beantworten, gibt es gar keine Alternative als Fortschritt. Wenn ich so weitermache wie in den letzten Monaten, gibt es keine Realität in der Zukunft, in der ich nicht einfach gut in 3D-Modeling sein werde. Physikalisch unmöglich. Irgendwie beruhigend.

Wie funktioniert gutes UV-Unwrapping? Wie rigged man ein Model? Wie animiert man etwas vernünftig? Wie zur Hölle funktioniert ein gutes Licht-Setup? Was sind Nurbs? Warum reden alle von Flipped Normals? Wie funktionieren Shader? Alles gleichzeitig überfordernd und eine ganze Welt, in die man eintauchen und was lernen kann. Man muss nur dranbleiben.

Ein fliegendes iPhone

Habe im letzten Monat sehr viel Zeit in Blender verbracht. Viele Experimente sind auf rein experimentellem Level. Wie damals, als ich mir Photoshop beibrachte, verbringe ich in Blender massig Zeit mit dem Beantworten von Fragen. Wie macht man eigentlich? Was, wenn ich das hier mache? Wie funktioniert A, wenn B? Allerdings bin ich jetzt an einer Stelle, wo ich die meisten Sachen zumindest schon mal gehört und gesehen habe und irgendwas brauche, das ich tatsächlich umsetzen kann.

Hatte für dieses Experiment nur diesen leicht veralteten Screen der MindDoc (ehemals Moodpath) App, für deren Konzeption und Gestaltung ich verantwortlich bin. Beste Mental Health App auf dem Markt. Vertraut mir.

Über die Jahre habe ich von mir gelernt, dass es mir leichter fällt Tools zu lernen, als mit diesen Tools tatsächlich etwas zu machen. Man kann kaum scheitern, wenn das Ziel ist ein Werkzeug zu beherrschen. Hammer nehmen, mit genug Geschwindigkeit auf Nagel in senkrechter Position auf Material mit angemessener Dichte schlagen. Fähigkeit: Gelernt! Diese Fähigkeit zu nutzen um ein Haus zu bauen? Ganz andere Fallhöhe. Eine Fallhöhe, mit der ich noch nie gut umgehen konnte.

Der Post-It an meinem Türrahmen, der mich täglich daran erinnert, dass ich für 3D, VR und AR bereit sein muss, lässt aber leider nicht zu, dass es reicht theoretisch etwas zu beherrschen. Ich muss gut werden. Also brauche ich kleine, dämliche Projekte. Wie man einen iPhone-App-Screen in einem stilisierten Smartphone in 3D bauen würde, war so ein Projekt. Kostete mich nur einen gesamten Vormittag. Aber hey.