Eingefrorene Arbeitsethik

Gestern sprach ich mit einem Freund über die Frozen 2 Dokumentation und geriet im Laufe des Gesprächs in einen Rant über die dort an den Tag gelegte, völlig unethische Sicht auf Überstunden und das Verhältnis zur eigenen Arbeit.

Als jemand, der jahrelang dachte, dass er unbedingt bei Disney/Pixar arbeiten wollen würde und weiterhin großer Fan der Filme und Produkte ist, kann ich nicht gutheißen, wie mit den Leuten umgegangen wird, die für die Firma arbeiten. Es wird kein Hehl daraus gemacht, dass das Ende von jeder Filmproduktion in durchgearbeiteten Wochenenden und All-Nightern endet. Alle sagen, dass sie total erschöpft sind, aber auch wie sehr sie sich für ihren Job begeistern und es eben dazu gehört, dass am Ende die Zeit knapp wird.

Tut es das denn wirklich? Was bedeutet es, wenn ein professionelles Umfeld nicht aus Fehlern lernt? Entweder niemand bei Disney Animation hat bisher das Muster erkannt und ist jedes Mal neu überrascht, dass zur Produktions-Deadline hin alle ihre gesamte Freizeit opfern müssen, oder es ist allen egal, vielleicht sogar ganz lieb, weil man Geld spart. Ich würde mich jetzt nicht als Experten in Firmenführung bezeichnen, aber hier ist eine Idee: Man schaut auf die letzten Jahrzehnte der Filmproduktion zurück, nimmt den Mittelwert der Extrazeit, die man nicht einberechnet hat und addiert sie zu der Zeitschätzung der Produktionsdauer. Wow.

Klar. Parkinson‘s Law. Aber es ist nicht wirklich ein Gesetz, wenn man sich darum kümmert, dass die Prozesse funktionieren. Wenn Leute ihre Wochenenden, Abende und mentale Gesundheit opfern, läuft etwas falsch. Da kann man noch so ein großer Fan der Filme sein, noch so sehr daran glauben, dass man mit seiner Arbeit die Welt verändert und noch so sehr glücklich darüber sein, dass man seinen Traumjob bekommen hat. Niemandem wird Schaden zugefügt, würde Frozen 3 ein Jahr später veröffentlicht werden.


Abgesehen davon fand ich das Making Of toll. Liebe es Einblicke dieser Art zu bekommen. Tatsächlich mochte ich die Dokumentation so gerne, dass ich sie noch Tage später vermisste.

Hallo, ich bin Marcel, zeichne selten Comics, schreibe manchmal Texte, gestalte öfter Digitale Produkte und interessiere mich für Bücher, Digitalen Minimalismus, Philosophie, Kunst und Videospiele. 👋

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.