Streams of Consciousness →

Marcel sagt, er habe sich komplett von seinen digitalen Newsstreams verabschiedet. Kein Instagram mehr, kein Twitter, keine Nachrichten. Nichts davon bringe ihn weiter, sagt er; er verpasse ja nichts, wenn er diesen Twitter-Streit oder jenen bissigen Kommentar nicht mitbekomme. Im Gegenteil: all das wühle ihn unnötigerweise auf. Das geht mir auch so; wann hat mich zuletzt eine flüchtige Online-Debatte bereichert? Ich fürchte, das ist zehn Jahre her (wenn es diesen Moment überhaupt je gab).

Fairerweise muss ich zugeben, dass ich erst seit 23 Tagen Timelines aus meinem Leben verbannt habe, kann mich also nicht guten Gewissens als völlig geläuterten und cleanen Social-Media-Junkie bezeichnen. Noch nicht! Tatsächlich plane ich eine Reihe von Posts zu eben diesem Thema und Christophs Beitrag war ein guter Grund diesen 1 Blog aus seinem Winterschlaf zu holen.

Was Christoph schreibt stimmt. Ich lebe aktuell in meiner kleinen, ruhigen Blase der Informationslosigkeit. Irgendwann die Tage erzählte mir jemand von einer dummen Sache, die irgendeine Influencer-„Journalisten“-Figur auf Twitter machte. Am nächsten Morgen beim Zähneputzen erinnerte ich mich wieder an diese Geschichte und verspürte einen ganz kurzen Moment Wut. Wut! Auf eine Person, die ich nicht persönlich kenne, deren dämliche Meinung keinen Einfluss auf mein Leben haben sollte, die seitdem sogar die entsprechenden Tweets gelöscht hat. Solche Informationen gab ich mir vorher selbst. 200 Mal am Tag.2 Das kann man schon als eine Form von Auto-Aggression bezeichnen.

Im Gegensatz zu Bruce Banner versuche ich Emotionen wie Wut möglichst wenig zu empfinden. Alles was macht, dass ich sie unnötigerweise empfinde, kann nicht gut für mich sein.

  1. Der Blog. Deal with it.↩︎
  2. Mehr dazu später. Die Zahl ist keine Schätzung.↩︎
Hallo, ich bin Marcel, zeichne selten Comics, schreibe manchmal Texte, gestalte öfter Digitale Produkte und interessiere mich für Bücher, Digitalen Minimalismus, Philosophie, Kunst und Videospiele. 👋