Claudia Henzler für die Süddeutsche Zeitung:
Seit Jahren wird in Erwin Rommels württembergischer Geburtsstadt Heidenheim darüber diskutiert, ob das Denkmal für Hitlers Lieblingsgeneral entfernt werden soll. Nun wurde ein Kompromiss gefunden: Auf das Rommel-Denkmal fällt ein Schatten. Der Heidenheimer Künstler Rainer Jooß konnte den Gemeinderat von seiner Idee überzeugen, den Gedenkstein unangetastet zu lassen, ihm aber ein Gegendenkmal entgegenzusetzen und ihn damit in einen neuen Kontext zu stellen.
Niemand sollte darüber diskutieren müssen, ob ein Denkmal für jemanden, den man als „Hitlers Lieblingsgeneral“ bezeichnen kann noch existieren sollte. Natürlich braucht es dieses Denkmal nicht. Egal ob mit fahrlässig verzögertem künstlerischen Addendum, oder nicht. Eine einfache Faustregel für ein sorgenfreies Leben: Wenn etwas das Lieblings-Wasauchimmer von Hitler war, bauen wir dafür kein Denkmal. Wenn es ein Denkmal für Hitlers Lieblings-Wasauchimmer gibt, entfernen wir es. Würde der Wiese, auf der das Denkmal für Rommel steht, auch visuell helfen.
Der Berliner Senat zeigt sich nicht interessiert. Zuständig ist hier Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Seine Partei hat wenig Interesse an einem Mahnmal, das die Verbrechen der SED beleuchtet, also ihrer eigenen dunklen Vergangenheit. Die Abgeordnete Simone Barrientos (Linke) formulierte ihre Kritik so: Als ehemalige DDR-Bürgerin wolle sie „nicht als Opfer einer kommunistischen Gewaltherrschaft betrachtet werden“.
Die zweite Faustregel für ein sorgenfreies Leben: Wenn ein Staat Personen politisch verfolgte und Menschen das Leben gekostet hat, spricht nichts dagegen ein Mahnmal aufzustellen, das an diese Gräueltaten erinnert. Leute sind gestorben, Simone. Vielleicht kann man akzeptieren, dass sie „Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft“ waren und muss nicht das private, völlig irrationale Gefühl dazu, wie das auf einen selbst abfärben könnte, über die deutsche Erinnerungskultur stellen. Was soll das sein, wenn nicht ein verzweifelter Versuch der „Ostalgie“ keinen Abbruch zu tun.